Es ist nichts Ungewöhnliches in der Geschichte der Wissenschaft, dass mehrere unterschiedliche Theorien eine Zeit lang miteinander konkurrieren. Eine dieser Theorien (oder Hypothesen) ist letztendlich aber den anderen überlegen – nicht etwa durch eine größere Anhängerschaft, sondern durch eine größere Erklärungskraft mit der damit einhergehenden größeren Unanfechtbarkeit. Diese größere Erklärungskraft macht es völlig unnötig, die Vertreter der anderen Theorien zu diffamieren, einen Dialog mit ihnen zu verhindern oder zur Verbreitung von Desinformation Zuflucht zu suchen. Umgekehrt kann man an der Diffamierungstaktik und Desinformationspolitik der Vertreter einer unterlegenen Theorie ablesen, wie groß deren Argumentationsmangel sein muss und wie stark der Forschergeist von religiösen Gefühlen verdrängt wurde. Dies allein kann bereits einen Hinweis geben, welche Theorie die bessere argumentative Grundlage hat – also die wahrscheinlich richtige ist.
Ich möchte hier solche Beispiele aufzeigen und analysieren. Beginnen möchte ich mit einem Diskussionsbeitrag von Herr Martin Neukamm (als Vertreter der Evolutionshypothese), in dem er sich in einem offenen Forum über meine beiden Dokumente Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung Teil 1 und Teil 2 und insbesondere über meine Person äußert. Da das Maß der Verunglimpfung in aller Regel umgekehrt proportional zur Menge der Sachargumente ist, mag es für den Leser nützlich sein, selbst den Beitrag von Martin Neukamm dahingehend zu prüfen. Seinen Diskussionsbeitrag gebe ich hier vollständig wieder und kommentiere seine Sätze jeweils nachfolgend zum Zwecke der Richtigstellung.
Analyse eines Diskussionsbeitrags von Herrn Martin Neukamm
Nachdem ein Diskussionsmitglied das Design meiner Homepage lobte und erwähnte, dass er sich einmal mit meinen Beiträgen auseinandersetzen wolle, schrieb Herr Neukamm am 27.01.2004 um 12:12 Uhr folgenden Diskussionsbeitrag an dieses Diskussionsmitglied:
M. Neukamm: BTW [bedeutet: „By The Way“, Anm. von K. F. Meis], Meis hat vor einiger Zeit mal eine „Schlammschlacht“ gegen mich inszeniert und meinte, mich mit seinen Wahrscheinlichkeitsrechnungen auf die Hörner nehmen zu können. Ein nicht unwesentlicher Teil widmet sich daher der „Widerlegung“ (und streckenweise auch: Veräppelung) meiner Argumente gegen die Wahrscheinlichkeitsrechnereien. Ich hab‘ darauf hin versucht, ernsthaft mit ihm zu diskutieren, siehe dazu folgenden Beitrag: http://www.martin-neukamm.de/meis.html
- Meine erkenntnistheoretischen Arbeiten als „Schlammschlacht“ zu bezeichnen, wird wohl erst aus der Sicht des argumentativ Unterlegenen heraus verständlich.
- Die Wahrscheinlichkeitsrechnung, um die es ging, stammt übrigens gar nicht von mir, sondern von Klaus Wittlich. Sie wurde im Naturwissenschaftlicher Verlag Köln veröffentlicht, und zwar über 8 Jahre bevor Herrn Neukamm seine Kritik daran im Internet publizierte. Ich habe die Arbeit von Klaus Wittlich lediglich gegen Herrn Neukamms Kritik verteidigt.
- Dass man den Eindruck gewinnen kann, dass Herrn Neukamms „Argumente“ in meinen Beiträgen (1 und 2) der „Veräppelung“ zum Opfer fallen, liegt ursächlich nicht an mir. Ich lade jeden Leser ein, dies selbst zu prüfen.
- Der Versuch einer ‚ernsthaften‘ Diskussion von Herrn Neukamm beschränkte sich auf einige E-Mails, in denen sinngemäß das gleiche stand wie in diesem Diskussionsbetrag (auch der Stil war leider wiederholt derselbe). Er begründete übrigens das Abbrechen der Diskussion mit dem vielsagenden Satz: „Bei Ihnen steht ja immer schon im Voraus fest, was Sie auf Einwände aller Art entgegnen werden!“ – kein Kommentar!
- Ich habe übrigens seine unter der angegeben Internet-Adresse veröffentlichte Replik Anfang 2003 komplett (!) in meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 integriert! Dazu muss man nur auf die eingefügten Links klicken. Weitere Hintergründe zu dieser Replik finden sich unter meiner Anmerkung zu seiner Replik.
M. Neukamm: Dort habe ich ihm u.a. zu stecken versucht, daß seine Rechnereien für die Katz‘ sind, solange wir über die Randbedingungen der Evolution noch zu wenig wissen. So nach dem Motto: Wenn wir über alle Randbedingungen, welche die Entstehung des Lebens ermöglichen können nichts wissen, wollen Evolutionsgegner zeigen, daß eben diese [unbekannterweise] nicht realisierbar waren) (Siehe auch: http://www.martin-neukamm.de/zufall.html)
- Wenn wir über die „Randbedingungen, welche die Entstehung des Lebens ermöglichen“ nichts wissen, wieso wissen wir dann, dass sie die Entstehung des Lebens ermöglichen? Meiner Meinung nach sollte man eine gewisse Distanz zu Hypothesen wahren, die mit zunehmendem Wissen immer komplexer statt einfacher werden. Die Forschungsergebnisse im Bereich Evolution haben, statt offene Fragen zu klären, permanent neue Fragen aufgeworfen. Die ursprünglichen Fragen sind aber heute im Grunde immer noch so wenig beantwortet wie zur Zeit Darwins. Alle Entdeckungen der letzten 50 Jahre haben gezeigt, dass der Optimismus der 50iger Jahre fehl am Platz war – mit zunehmendem Wissen um die Komplexität des Lebens wird eine zufällige Entwicklung des Lebens immer unwahrscheinlicher.
- Interessanterweise schrieb ich Herrn Neukamm bereits am 04.02.2003 folgenden Absatz per E-Mail: „Mit Unwissenheit kann man doch eine Theorie nicht aufrechterhalten – und sie auch noch als Faktum bezeichnen! Sonst müsste man ja jede noch so abstruse Theorie als Tatsache aufrechterhalten, nur weil man nichts darüber weiß und keine Beweise für seine Behauptungen hat.“ – Gewisse Dinge darf und kann man einfach nicht „einsehen“.
- Der unter der angegeben Internet-Adresse zu findende Artikel wurde von mir vollständig in meinem Beitrag Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 2 analysiert.
- Zu dem was Herr Neukamm hier als „Rechnereien“ diskreditieren will, erläuterte Professor Bruno Vollmert in seinem genialen Vortrag im damaligen Südwestfunk am 06. und 13.09.1983:
„Diese bizarre Zahlenakrobatik ist keineswegs meine Erfindung, wie Professor EIGEN in seiner Erwiderungsschrift glauben machen will, sondern die des Charles DARWIN. In der Ungeheuerlichkeit der Zahlen zeigt sich das Groteske dieser als Jahrhundertidee gefeierten Hypothese über die Entstehung der Arten durch natürliche Auslese, wenn man sie anhand der erdgeschichtlichen DNS-Synthese als statistische Zufalls-Polykondensation zu Ende denkt.“ (Abendstudio aus Baden-Baden, Was Darwin nicht wissen konnte und Darwinisten nicht wissen wollen: Teil 2: Über die Entstehung der Arten)
M. Neukamm: Irgendwie hat er das nicht einsehen wollen oder können und mit einem 30-seitigen Text gekontert, der eigentlich nur die alten Argumente enthielt, die ich zuvor bereits abgehandelt habe. Dafür war er stellenweise umso diffamierender.
- Den Beitrag Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 2, den Herr Neukamm hier als 30-seitigen Text bezeichnet, schrieb ich aufgrund einer Aufforderung von Herrn Neukamm selbst. Er schrieb mir am 01.10.2002: „Ich bin auf Ihre Kommentare [zu seiner Replik, Anm. von K. F. Meis] gespannt. Desweiteren steht mein Angebot nach wie vor, auch einiges zu meiner neuen Seite [der Ersatztext, den ich in meiner Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 2 kommentiert habe, Anm. von K. F. Meis] zu sagen.“ – Dass ich auf sein Angebot eingegangen bin, macht er mir nun zum Vorwurf!
- Jemandem seine Fehler sachlich nachzuweisen, mag für den Betreffenden unangenehm sein; es handelt sich aber nicht um Diffamierung. Diffamierend ist es allerdings, jemandem Uneinsichtigkeit vorzuwerfen, weil man anderer Meinung ist.
- Wieder lade ich den Leser ein, selbst zu prüfen, ob ich Herrn Neukamm an irgendeiner Stelle beleidige, diffamiere oder gar verleumde.
M. Neukamm: Meines Erachtens scheint es sinnlos zu sein, mit Meis eine Fach- oder gar eine (wissenschaftstheoretische) Metadiskussion zu starten. Er nimmt den Mund oft zu voll (OK, ich habe mich früher auch öfter zu weit aus dem Fenster gelehnt ).
- Hier ein Kommentar eines Lesers (die Initialen wurden geändert):
- „Ich bin von Ihren Ausführungen restlos begeistert. Einige Ihrer Beispiele waren mir bereits bekannt, die meisten jedoch neu. Ich möchte auch meine Hochachtung für Ihre zurückhaltenden Schreibstil zum Ausdruck bringen. [Mir] selbst […] fällt es gelegentlich schwer angesichts der dreisten Verletzung jeglicher wissenschaftlichen Methodik seitens der Evolutionsbefürworter die Ruhe zu bewahren. Wie kann ein naturwissenschaftlicher Zweig sich von grundlegenden naturwissenschaftlich und mathematisch anerkannten Gesetzmäßigkeiten distanzieren und dennoch so viel Anerkennung und Zustimmung finden?“ – K. L. (Informatikstudent)
- Von besonderem Interesse war für mich Herrn Neukamms Satz: „OK, ich habe mich früher auch öfter zu weit aus dem Fenster gelehnt“. Der Leser mag selbst beurteilen, ob man sich noch viel weiter ‚aus dem Fenster lehnen kann‘, als Herr Neukamm dies in diesem Diskussionsbeitrag getan hat.
M. Neukamm: Er scheint aber nicht einzusehen, daß ihm gewisse Basics fehlen, die er schrittweise lernen sollte, wenn er adäquat mitreden will.
- Hier Kommentare einiger Leser zu meinen Beiträgen (die Initialen wurden geändert):
- „Es ist eine erkenntnistheoretisch hervorragende Studie zur Kritik an der Evolutionstheorie, die jeden Evolutionsgedanken (nicht die Mikroevolution) geradezu ad absurdum führt. Ich bin Ihnen für diese wertvollen Gedanken und Beweisführungen sehr dankbar.“ – N. P. (Biologe)
- „… klingt interessant und vor allem bedacht und kompetent“ – G. H. (Biologe).
- „… mit großem Interesse habe ich Ihre Internetseiten zum Thema Intelligent Design gelesen. Meine Hoffnung ist, dass es den Informatikern gelingen möge, die gängige Evolutionstheorie (z.B. vertreten durch Herrn Neukamm) endgültig als das zu entlarven, was sie ist: eine hoffnungslos veraltete Hypothese aus dem 19. Jahrhundert. Aber ich befürchte, dass sich diese „Theorie“ noch lange halten wird, wurde doch auch das geozentrische Weltbild erst nach mehreren Jahrhunderten durch das heliozentrische ersetzt.“ – J. O. (ehemaliger Biologie/Chemielehrer)
- Eins ist sicher: Wenn ich 0,00000000001% dessen wüsste, was es zu wissen gibt, wären mir alle Nobelpreise sicher. Außerdem lerne ich schon mein ganzes Leben „schrittweise“.
- Da mir ja angeblich die Basics fehlen, um mit Herrn Neukamm adäquat mitreden zu können, wundert es mich um so mehr, dass Herr Neukamm noch am Tag der Veröffentlichung meiner Kritik an seinem Beitrag, diesen umgehend von seiner Homepage entfernt hat!
M. Neukamm: Kann aber auch sein, daß er nur in der eigenen Kirche predigen möchte, in der gilt: Je härter geholzt wird, umso größer der Applaus.
- Da ich noch nie in meinem Leben in einer Kirche gepredigt habe, kann ich auch nicht beurteilen, ob es eine Kirche gibt, in der man Applaus erntet, wenn man „holzt“. Auf der anderen Seite hoffe ich nicht, dass Herr Neukamm diese diffamierenden Sätze geschrieben hat, um seinerseits von irgendjemandem Applaus zu bekommen.
Abschließende Bemerkungen
Es ist nicht das erste Mal (und vermutlich auch nicht das letzte Mal), dass jemand, der für eine intelligente Ursache für das Leben eintritt, öffentlich von einem Anhänger des Materialismus diffamiert wird. Aufgrund der Impertinenz, mit der Herr Neukamm sich über meine Person äußert, empfahl mir ein Freund, rechtliche Schritte zu unternehmen und einen Rechtsanwalt einzuschalten. Üble Nachrede und öffentliche Rufschädigung ist nicht statthaft und wird daher in Deutschland strafrechtlich geahndet. Das Internet stellt dabei keinen rechtsfreien Raum dar. Was aber noch wesentlich wichtiger ist als meine Person, ist der Umstand, dass das völlige Fehlen auch nur eines einzigen (!) Sacharguments für die Annahme spricht, dieser Diskussionsbeitrag sei zum Zweck der Diffamierung veröffentlicht worden, mit dem Ziel, den Diskussionspartner davon abzuhalten, meine Veröffentlichungen zu studieren, in denen u.a. die Fehlerhaftigkeit der Argumente von Herrn Neukamm offen zu Tage tritt (Dies kann umgekehrt natürlich auch als ungewolltes Kompliment für die Qualität meiner Beiträge gewertet werden).
Je mehr ich über das Leben, seine Vielfalt, seine Komplexität und seine Mechanismen erfahre, umso stärker drängt sich mir der Gedanke an eine intelligente Ursache auf. Da sich das Leben in einem perfekten Gleichgewicht befindet und perfekt ausbalancierte Kreisläufe – nach allem, was wir wissen – immer das Ergebnis hochintelligenter Planung sind, ist ein intelligenter Designer derzeit die einzige Erklärung, die mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht kollidiert, und es gibt keine Anzeichen, dass sich dies in Zukunft ändern könnte.
Ähnliche Beispiele habe ich bereits in meinen Leserbriefen an den vdbiol und an Die Zeit aufgezeigt. Außerdem mag mein Beitrag „Und sie bewegt sich doch“ in diesem Zusammenhang von Interesse sein.
Nachtrag:
Am 16.04.2004 zog Herr Neukamm seinen Beitrag von diesem Forum zurück. Er schrieb:
M. Neukamm: Nachdem mein persönlicher Kommentar zwischenzeitig an anderer Stelle scharf kritisiert und mir sogar mit dem Kadi gedroht wurde, ziehe ich ihn hiermit in der Öffentlichkeit zurück. Sollte sich besagter Kritiker tatsächlich persönlich beleidigt fühlen, möchte ich mich hier öffentlich für meine Formulierungen entschuldigen.