Die Evolutionstheorie würde doch nicht von fast allen Wissenschaftlern vertreten, wenn es sich bei dieser Theorie nicht um eine Tatsache handeln würde
Erstens glaubte in der Geschichte der Wissenschaft vor jeder neuen Entdeckung die Mehrheit an etwas Falsches. Viele Erkenntnisse benötigten aufgrund weltanschaulicher Vorentscheidungen viele Jahre, manchmal Jahrhunderte, bis sie sich durchsetzten. (Aristoteles versus Galilei, Darwin versus Mendel, usw.) Das Argument der Mehrheitsverhältnisse steht somit auf äußerst schwachen Füßen. Die meisten schließen sich ohnehin dem an, was die Medien als Wahrheit verkaufen. Thomas Carlyle hat den so entstehenden Konformismus treffend definiert: „Konformismus: die kollektive Weisheit individuellen Unwissens“. Hätte die Mehrheit immer automatisch recht, könnte man die Wahrheit durch Abstimmen ermitteln! Ich bezweifle, dass dies der Wissenschaft während all der Jahrhunderte zuträglich gewesen wäre. Goethe hatte bereits 1828 völlig Recht, als er sagte: „In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist“. Daher mahnte er: „Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse“. (Vgl. die Kommentare von W.-E. Lönnig zu B. Hölldobler und die erste längere Fußnote in dem Beitrag Inwieweit gelten Poppers Falsifikationskriterien auch für die Evolutionstheorie?)
Zweitens halte ich es für sehr ungewöhnlich, dass immer wieder betont wird, die Evolutionstheorie sei eine Tatsache, die nicht mehr bewiesen werden müsse. Niemals höre ich Astronomen immer wieder behaupten, es sei eine Tatsache, dass sich die Erde um die Sonne drehe. Oder die immer wiederkehrende Behauptung, es sei eine Tatsache, dass Uran ein radioaktives Element sei. Diese Tatsachen kann man nämlich nachweisen. Nur von einer Theorie, für die man keine Fakten vorlegen kann, muss man natürlich immer wieder behaupten, sie sei eine Tatsache, wenn man so tun will, als sei sie bereits bewiesen. Dies nennt man: Beweis durch Behauptung.
Drittens handelt es sich bei der Evolutionstheorie um eine Gleichung mit zwei Unbekannten, und diese lassen sich bekanntlich nicht lösen. Ich möchte kurz erklären, was darunter zu verstehen ist. Nehmen wir das Beispiel der Fotosynthese: Von der Fotosynthese kennt man (immer noch) nicht den genauen Ablauf, und doch ist sie eine Tatsache. Das liegt daran, dass man bei der Fotosynthese das Ausgangsprodukt (Kohlendioxid + Wasser) sowie das Endprodukt (Traubenzucker + Sauerstoff) kennt. Die Umwandlung ist eine Tatsache, die man beobachten kann. Dieser Umstand bildet die Motivation, dass Wie zu erforschen.
Bei der Evolutionstheorie kennt man weder das Ausgangsprodukt, noch das Wie, sondern nur das Endprodukt (die heute lebenden sowie die fossilen „Arten“). Wir haben es also mit einer Gleichung mit zwei Unbekannten zu tun. Man beachte nachfolgende Abbildung.
Um daraus eine Gleichung mit einer Unbekannten zu machen, müsste man entweder die Ausgangsformen kennen oder Makroevolution beobachten können. Da weder das eine noch das andere der Fall ist, werden hypothetische Ausgangsformen kurzerhand erfunden: Makromoleküle in einer Ursuppe, Protobionten und später Übergangsformen von einer Klasse zu anderen. Auf dieser Hypothese aufbauend wird das Wie durch zahlreiche weitere Hypothesen vage erklärt und hinterher wird behauptet: „Ich weiß gar nicht was ihr habt: Wir kennen doch das Wie und wir haben das Endprodukt: Eine Gleichung mit einer Unbekannten kann doch als Tatsache gelten.“ Dabei wird geschickt verschleiert, dass es sich bei dem Wie und den Ausgangsformen nur um einen Bluff handelt. Die eine Hypothese baut auf der anderen Hypothese auf und diese wird dann wiederum durch die Erste „bewiesen“.
Innerhalb der Intelligent-Design-Theorie sieht es grundlegend anders aus: Man kennt das Wie (Mikroevolution ist beobachtbar) und das Endprodukt (die heute lebenden sowie die fossilen „Arten“), aber man kennt nicht das Ausgangsprodukt. Es handelt sich somit um eine Gleichung mit einer Unbekannten. Da man das Wie kennt, kann man beobachtbare mikroevolutive Prozesse erforschen und eine Umkehrung dieser Prozesse simulieren, um zu ergründen, wie die Ausgangsformen ausgesehen haben können. Das geschieht beispielsweise dadurch, dass man die Merkmale verschiedener Rassen eines Grundtyps auf das ursprüngliche Exemplar dieses Grundtyps, von dem die ganzen Rassen abstammen, vereint (Das klingt hier vielleicht sehr vereinfacht, ist aber ein eigenständiger Wissenschaftszweig, der leider durch die Evolutionstheorie stark blockiert wird). Das Ergebnis besagt eindeutig: Je weiter man in der Zeit zurückgeht, um so reicher ist der Genpool der Lebewesen, da Mikroevolution im Laufe der Zeit zu Informationsverlust (Genverlust, Funktionsverlust; „neutrale Evolution“ und Rekombination siehe weiter unten) führt – ein Prozess, der im Idealfall verhindert, aber niemals umgekehrt werden kann, sobald Geninformationen einmal in einer Population verloren gegangen sind.
Die sogenannte „neutrale Evolution“ führt in gleicher Weise nicht zu Informationsanreicherung, sondern bestenfalls nicht zu erkennbarem Informationsverlust. Rekombination führt nur zu einer virtuellen Informationsanreicherung, da verschiedene Exemplare einer Spezies durch mikroevolutive Veränderungen nicht immer die gleichen Verluste erleiden. Möglicherweise sind die Geninformationen, die ein Exemplar verloren hat, bei einem anderen erhalten geblieben und umgekehrt. Durch Rekombination können verlorengegangene Informationen somit bestenfalls wiederhergestellt werden. Zu neuen Informationen kommt es aber auch in diesem Fall nicht. Rekombination (die irgendetwas bringt) ist überhaupt erst möglich, wenn es vorher zu Informationsverlusten gekommen ist.
Diese Erkenntnis ist den Hypothesen der Evolutionstheorie diametral entgegengesetzt, gemäß denen Makroevolution die Folge vieler mikroevolutiver Schritte gewesen sein soll, also: Informationsgewinn durch Summierung von Informationsverlust (????). Informationsverlust durch Mikroevolution ist hingegen im Experiment beliebig oft wiederholbar und kann somit als Faktum gelten (Spätestens jetzt dürfte dem Leser klar sein, warum die Intelligent-Design-Theorie von Evolutionstheoretikern mit einer solch enormen, für die Wissenschaft ganz untypischen, Vehemenz bekämpft wird. Man vergleiche die Bekämpfungsversuche, um die Entdeckungen Johann Gregor Mendels zu unterdrücken. Da Evolutionstheoretiker seine Entdeckungen nicht widerlegen konnten, blieb ihnen nur die Wahl zwischen: Die damalige Evolutionstheorie aufgeben oder die Entdeckungen Mendels unterdrücken – man entschied sich für Letzteres). Da diese ursprünglichen Lebensformen mit angereichertem Genpool unmöglich aus dem Nichts entsprungen sein können, ist die Annahme eines intelligenten Designers die mit Abstand beste Erklärung für ihre Existenz.
Ich möchte noch einmal auf obigen Gedanken zurückkommen: Makroevolution ist die Summierung von Mikroevolution. Daraus folgt: Informationsgewinn ist im Wesentlichen die Summierung von Informationsverlust. Man mag sich fragen, ob Evolutionsbefürwortern eine solch widersinnige Erklärung nicht auch selbst irgendwie extrem unbefriedigend vorkommt. Wie kommt es, dass etwas aufrechterhalten wird, was offenkundig nicht stimmen kann? Bei der Beantwortung dieser heiklen Frage darf man nicht vergessen, dass mit dem Evolutionsgedanken ein Weltbild verknüpft ist (wie dies auch bei Intelligent Design in der Regel der Fall ist – nur dort hat man sehr viel weniger Probleme, dies auch zuzugeben). Wenn jemand aufgrund der Unmöglichkeit des Funktionierens seiner grundsätzlichen Mechanismen den Evolutionsgedanken aufgibt, so bricht für ihn zunächst einmal ein Weltbild zusammen. Die Vermeidung dieses Zusammenbruchs führt in aller Regel – das hat uns die Geschichte gelehrt – zu einer Art Blindheit gegenüber Tatsachen. Man sollte stets bedenken, dass kein Wissenschaftler immun dagegen ist.
Dr. J. R. Durant machte bereits vor Jahren die hintergründige Bemerkung:
„Viele Wissenschaftler [erliegen] der Versuchung […], dogmatisch zu sein, neue Ideen mit nahezu missionarischem Eifer aufzugreifen […] Im Falle der Evolutionstheorie scheint der Missionsgeist weiterhin den Vorrang zu haben.“
Oder nehmen wir die Worte von H. S. Lipson:
„Die Evolution [ist] in einem gewissen Sinne eine wissenschaftliche Religion geworden […]; fast alle Wissenschaftler haben sie angenommen, und viele sind bereit, ihre Beobachtungen ‚zurechtzubiegen‘, um sie damit in Übereinstimmung zu bringen“
Albert Einstein drückte es so aus:
„Wer da nämlich erfindet, dem erscheinen die Erzeugnisse seiner Phantasie so notwendig und naturgegeben, dass er sie nicht als Gebilde des Denkens, sondern für gegebene Realitäten ansieht und angesehen wissen möchte.“
Sobald neue (und damit zunächst unpopuläre) wissenschaftliche Erkenntnisse alte (und damit bisher populäre) Ansichten gefährden, ist solch eine Blindheit stets bei den Vertretern der populären Auffassung zu beobachten. Da ich es nicht besser formulieren kann, will ich an dieser Stelle den scharfsinnigen Quintus Septimius Florens Tertullianus zitieren: „Aber die beiden Arten der Blindheit finden sich leicht zusammen, so dass, wer nicht sieht, was ist, zu sehen meint, was nicht ist“ (Apologeticum 9,20).