M. Neukamm: Kommentar 27: Hier haben wir denselbe Denkfehler: Die physico-chemischen Eigenschaften stellen in der chemischen Evolution die Selektion. Eine Kette, bestehend aus Alpha-Aminosäuren, bildet sich bevorzugt. Ein Oligopeptid mit Alpha-Peptidbindungen und optisch identischen Enantiomeren ist hydrolyseunempfindlicher, thermodynamisch und reaktionskinetisch begünstigt. Und nur eine enatiomerenreine DNA-Kette, kann eine helicale Struktur einnehmen, so daß sich stabile Doppelstränge bilden können. Die „unreinen“ und „falschen“ Verbindungen sind instabiler, weniger wahrscheinlich und verschwinden. Die übriggebliebenen „richtigen“ Moleküle setzen sich durch, reichern sich an und können durch Kettenverlängerung wachsen. Die konvergente Selektion führt dazu, daß alle anderen Varianten aus dem Rennen geworfen werden. Selbst große biorelevante Komplexe, wie Porphyrine und Isoprene hat man in den Ursuppen-Experimenten der 2. Generation unter unspezifischen Bedingungen reproduziert. Chemie hat mit bloßem Zufall nur noch leidlich wenig zu tun. Und dann werden stochastische Berechnungen eben bedeutungslos.
Ausführlich gehe ich auf die Kettenbildungs-Problematik in meinem Beitrag Ist die zufällige Entstehung informationstragender Makromoleküle möglich? ein.
Ich möchte an dieser Stelle nur kurz Bruno Vollmert zu Wort kommen lassen:
Bruno Vollmert: Ich weiß genauso wenig wie sonst jemand, wie das Leben entstanden ist und wie im Laufe von Jahrmillionen die vielen Arten mit ihrem überwältigenden Formenreichtum entstanden sind. Was ich aber weiß, ist, daß die modernen Hypothesen über die Entstehung des Lebens durch Selbstorganisation und die Entstehung der Arten durch Mutation-Selektion sich auf exakt-naturwissenschaftlich überprüfbare Aussagen berufen und daß diese es sind, die mit den experimentell gesicherten Erkenntnissen der Makromolekularen Chemie (genauer: den stöchiometrischen, thermodynamischen und statistischen Gesetzen der Synthesereaktion von langkettigen Molekülen) im Widerspruch stehen und so als widerlegt gelten müssen. (Das Molekül und das Leben, p. 22,23)