M. Neukamm: Kommentar 21: Eine natürliche Begrenzung vermag ich eigentlich nicht zu sehen. Sie können durch beliebige Kettenverlängerung prinzipiell unendlich viele Proteine mit denselben Eigenschaften generieren. Insbesondere in der organischen Chemie gibt es keine „begrenzte“ Anzahl von Verbindungen (zumindest ist die hypothetisch realisierbare Anzahl größer als die Summe aller Atome im Universum). Es lassen sich zumindest im Prinzip Biokatalysatoren gewinnen, die mit allen nur denkbaren Substanzen Enzym-Substratkomplexe bilden. Davon einmal abgesehen begehen Sie wieder den Fehler, nur und ausschließlich eine einzige Enzymstruktur im Blickfeld zu haben.
„Unendlich“ viele Alternativen gibt es selbstverständlich nicht. Man sollte auch nicht vergessen, dass man wieder eine bis zu 40%ige Variabilität einkalkulieren kann. Die Rechnung sähe dann so aus:
1,15 x 10602 / 2,6 x 10120 = 4,5 x 10481
4,5 x 10481 x 1078 = 4,5 x 10559
Das ist die Anzahl an Alternativen, wenn es zu einem Protein so viele alternative Protein-Typen gäbe wie es Atome im gesamten uns bekannten Universum gibt, die wiederum jeweils eine bis zu 40%ige Variabilität ihres Sequenzraumes aufweisen dürften. Ich hatte natürlich nicht nur „eine einzige Enzymstruktur im Blickfeld“, sondern so viele wie es Atome im Universum gibt – das ist nicht ganz das Gleiche. Im Übrigen habe ich hier der Vollständigkeit halber die Rechnung für den Fall vorgestellt, dass all diese Strukturen eine bis zu 40%ige Variabilität in ihrem Sequenzraum aufweisen dürfen. Herr Neukamms Argument lautet nun: Es gibt noch mehr Alternativen zu einem bestimmten Protein-Typ als es Atome im Universum gibt.
Die Chance, dass sich nun eines dieser 1078 alternativen Proteintypen mit jeweils einer zulässigen Codierungsvariabilität von 40% zufällig entsteht, beträgt 2,55 x 1042. Das würde bedeuten, dass bei gezielter Aneinanderkettung genetischer Buchstaben (sagen wir 1 Milliarde pro Sekunde), jede Sekunde 1.000.000 Proteincodierungen mit 1000 genetischen Buchstaben entstünden. Damit auch nur eines dieser Proteine die gewünschte Funktion besitzt, müssten man 18.008.030.015.471.246.656 Erdzeitalter warten (angesetzt mit 4,5 Mrd. Jahren), damit sich auch nur ein Protein mit der gewünschten Funktion „entwickelt“ hätte. Gewisse konkrete Funktionen bräuchte ein erstes Lebewesen aber unbedingt (Stoffwechsel zur Energiegewinnung, Reproduktion zur Vermehrung, Membran zum Schutz unerwünschter chemischer Einwirkungen, usw.). Dass Nukleotide (oder Nukleoside) in der Ursuppe gar nicht entstehen, und selbst wenn sie entstünden, nicht zu langen Ketten aneinanderketten könnten, wird in meinem Beitrag Ist die zufällige Entstehung informationstragender Makromoleküle möglich? ausführlich erklärt.
Wenn ich solche Beweise durch Behauptung höre wie: „zumindest ist die hypothetisch realisierbare Anzahl größer als die Summe aller Atome im Universum“ und dazu keinen einzigen wissenschaftlichen Beleg, dann kann ich nur feststellen: Solche Behauptungen bleiben erklärungsbedürftig.