M. Neukamm: Kommentar 9: Jein. Alle für irgendeinen Selektionsvorteil entscheidenden Molekül-Strukturen kommen schon in einem winzigen Ausschnitt des Sequenzraumes vor (Quellen und Beispiele finden sich in meiner neuen Arbeit). WITTLICH hat seine Überlegungen unbegründeterweise auf eine einzige Struktur (nämlich auf das aktive Zentrum eines bestimmten Enzym-Typs) beschränkt und dazu obendrein 60% des Sequenzraums „durchsucht“. Die Zahl aller selektionsrelevanten Strukturen, die unter bestimmten Bedingungen Vorteile mit sich bringen, bleiben hier völlig außer Acht. Ihre Zahl dürfte immens sein, läßt sich aber kaum abschätzen. Allein deshalb beinhalten die Wahrscheinlichkeitsberechnungen Voraussetzungen, die keinen Sinn machen – siehe (6).
Die Ausdrücke „Selektionsvorteil“ und „selektionsrelevanten“ suggerieren erneut eine Selektion infolge einer Modifikation, die aber bei der erstmaligen Entstehung eines langkettigen Moleküls nicht greifen können, geschweige denn bei der Entstehung des ersten reproduktionsfähigen Lebewesens.
Der Begriff Selektionsvorteil suggeriert obendrein eine nicht vorhandene Fähigkeit der Selektion. Selektion kann nichts verbessern, sondern bestenfalls eine Verschlechterung zu verhindern suchen. Das Ziel der Selektion ist also Schadensbegrenzung und nicht Optimierung. Somit gibt es Selektionsvorteile strenggenommen gar nicht. Es gibt nur Selektionsnachteile. Einzelheiten zu diesem Punkt findet man unter der Richtigstellung: Defintion des Begriffes Selektion.